Grußwort zum Rudi-Seitz-Kunstpreis 2007

Alle, die ihn noch gekannt haben, werden Rudi Seitz (1930-2002) nicht vergessen, wie er mit seiner ,,Erste-Hilfe-Tasche" zu einer Besorgung in Frankfurt unterwegs war. Diese legendäre dunkelblaue Einkaufstasche hatte er ständig bei sich, egal wohin er ging. Sie enthielt alles, was ein Künstler gerade gebrauchen konnte und nicht zur Hand hatte: Nägel, Schrauben, doppelseitiges Klebeband, Stullen, ein bisschen Geld und das ideelle Gewicht seiner Institution, des Frankfurter Kulturamtes.

Rudi Seitz wusste um die Nöte der Künstler und war Tag und Nacht bereit schnelle Hilfe zu leisten, wenn es sein musste, auch auf ganz unkonventionelle Art. Vielen Künstlern in Frankfurt und von außerhalb hat er Möglichkeiten zu Ausstellungen gegeben. Er hat ihnen damit ein Forum geschaffen, hat ihre Bekanntheit gefördert, sie mit den richtigen Leuten zusammen gebracht und ihnen so geholfen, dass sich bessere Berufsbedingungen für sie entwickeln konnten.

Die Unterstützung von Künstlern bei ihrem schwierigen Start haben sich auch die Frankfurter Malakademie und die Friedrich Wilhelm Meyer-Stiftung e.V. gemeinsam zum Ziel gesetzt. Sie wollen mit der Vergabe des Rudi-Seitz-Kunstpreises an das Wirken ihres Förderers erinnern. Beide Institutionen fühlen sich Rudi Seitz besonders verbunden, da er beiden in ihren Gründungsphasen geholfen hatte und in beiden bis zu seinem Lebensende im Vorstand tätig war.

Der Rudi-Seitz-Kunstpreis wird in diesem Jahr zum zweiten Mal vergeben. Es erhält ihn die Frankfurter Künstlerin Eva Köstner. Möge ihr der Preis zu der notwendigen Bekanntheit verhelfen und ihr eine Zeit intensiven Kunstschaffens ermöglichen.

Für die Zukunft des Rudi-Seitz-Kunstpreises wünsche ich mir, dass er eine feste Einrichtung im Frankfurter Kulturleben wird und im Sinne seines Namensgebers Künstler fördern und ihnen helfen kann.

Die Frankfurter Malakademie führt seit zwanzig Jahren Interessierte jeden Alters an die Möglichkeit heran, künstlerisch tätig zu sein. Die Arbeit beinhaltet die Ausbildung der persönlichen bildnerischen Fähigkeiten und die Vermittlung früherer und zeitgenössischer Kunst als Beitrag zur kulturellen Bildung. Im künstlerischen Tun, im Erfahren neuer Werkstoffe und Inhalte verändert sich der Blick auf das Umfeld und schafft so auch neue soziale Kompetenz bei jedem Einzelnen. In der praktischen und theoretischen Auseinandersetzung mit Kunst werden alle Altersstufen eingebunden, so dass ein Dialog zwischen den Generationen entstehen kann.

Die Friedrich Wilhelm Meyer-Stiftung e.V. hat sich zur Aufgabe gestellt, den Maler Friedrich Wilhelm Meyer vor der Vergessenheit zu bewahren. Der Schüler von Max Beckmann und unter den Nationalsozialisten verfolgte Friedrich Wilhelm Meyer hinterließ nach seinem Tod im .lahr 1968 ein umfangreiches künstlerisches Werk. Das Andenken an diesen Frankfurter Künstler veranlassten 1974 seine Frau Aenne sowie einige seiner Freunde, die Friedrich Wilhelm Meyer-Stiftung e.V. als Förderin der bildenden Kunst zu gründen. Es ist erklärtes Stiftungsziel, die kosmopolitische Gesinnung und Toleranz auf allen Gebieten der Kultur und der Völkerverständigung zu fördern.

Felix Semmelroth
Kulturdezernent der Stadt Frankfurt am Main