Rede zum Rudi-Seitz-Kunstpreis 2007

Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Semmelroth,
sehr geehrter Herr Norbisrath,
liebe Mitglieder und Freunde der Friedrich Wilhelm Meyer-Stiftung e.V.
und der Frankfurter Malakademie,
sehr geehrte Damen und Herren,

der Frankfurter Maler Friedrich Wilhelm Meyer hat als Künstler am Ende doch in gewissem Sinne Glück gehabt: eine Stiftung, die seinen Namen trägt, eine Vielzahl von Ausstellungen, Veröffentlichungen über ihn und Kataloge seiner Werke. So hat es Friedrich Wilhelm Meyer als talentierter Max Beckmann-Schüler zu einem beträchtlichen Ansehen gebracht. Nur geschah all dies post mortem, zu Lebzeiten kannten ihn nur Eingeweihte.

Heute spielen Künstler generell nicht mehr die Rolle in der Öffentlichkeit, die ihnen in früheren Epochen zukam. Denken wir nur an Homer, der als Hofdichter den Ruhm seines Volkes und seine Taten besang oder an die walisischen Barden, die König Artus unsterblich machten. Wir ehren den Künstler zwar noch immer, aber wir isolieren ihn in gewisser Weise vom Leben. Wir stellen uns die Kunst als etwas Eigenes vor, nicht als integrierten Teil des Gemeinschaftslebens. Spontan empfundene Freude gilt heute nicht mehr als gut und notwendig. Mit umfassender Technisierung und Durchorganisierung der Menschen wird die ursprüngliche Freude - wie wir sie noch bei Kindern sehen - für Erwachsene fast unmöglich gemacht. Wir (die Erwachsenen) denken immer ans Nächste, eine Denkart, die der künstlerischen Leistung völlig abträglich ist. Kunst lebt vom Augenblick. Vielleicht sollten wir wieder lernen, uns aus ganzem Herzen zu freuen und in tiefster Seele traurig zu sein. Mit unserer Vorsicht und Voraussicht haben wir fast völlig verlernt, den Augenblick zu leben. In letzter Konsequenz heißt das, wenn die Kunst gefördert werden soll, kann dies nicht alleine durch Kunst-Akademien und dem Aufbau immer größerer und schönerer Museen erfolgen.

Lassen Sie mich den Gedanken noch anders formulieren: Kunst, und ich meine damit insbesondere die bildende Kunst, braucht Wettbewerb, wie er auch in Freizeitbereichen unserer Gesellschaft besteht. Denken wir nur an die Fußball-Weltmeisterschaft im letzten Jahr, die eine riesige Begeisterung bei vielen Menschen ausgelöst hat. Die Ergebnisse der Spiele wurden zur Nebensache: der Augenblick und Emotionen standen im Vordergrund. Ähnlich bei der klassischen Musik: hier finden Sie nationale und internationale Wettbewerbe mit entsprechenden Preisträgern. Die herausragenden Leistungen haben immer wieder Menschen begeistert, dazu animiert und motiviert, ihr eigenes Talent zu entdecken und zu proben.

Die bildende Kunst ist meines Erachtens hiervon heute und jetzt weit entfernt. Was aber steht der Prämierung eines Frankfurter Meisters der bildenden Künste im Wege, der jährlich zur Eröffnung des Frankfurter Künstlermarktes ausgezeichnet wird? Die Kandidaten würden schon einige Wochen zuvor in der Presse einzeln vorgestellt, der Sieger gefeiert und im Stadtgebiet bejubelt. Nehmen wir weiterhin an, Kassel, Darmstadt, Wiesbaden, usw. finden ebenso Ihre lokalen Matadore. Die Ehrung des hessischen Meisters wäre eine weitere Attraktion des Hessentages. Und Deutschland verzichtet einmal im Jahr auf die Fernsehsendung "Deutschland sucht den Superstar" zugunsten des Stars der bildenden Kunst.

Mit der Ausrichtung des Rudi-Seitz-Kunstpreises gehen wir einen Schritt in die skizzierte Richtung, noch nicht bekannte bildende Künstler der Stadt Frankfurt am Main einer breiteren Öffentlichkeit vorzustellen. Sie sollen zu Lebzeiten scheinen, damit es ihnen nicht wie Friedrich Wilhelm Meyer ergehe. So sind wir am Anfang eines langen Weges und freuen uns, in diesem Jahr mit Eva Köstner eine würdige Preisträgerin gefunden zu haben. Wir, die Friedrich Wilhelm Meyer-Stiftung e.V., gratulieren ihr herzlich zu ihrem großen Erfolg.


An dieser Stelle geht der Dank an diejenigen, die uns uneigennützig unterstützt haben, darunter das noch junge - 12 Jahre alte - Computer Unternehmen arago AG, heute vertreten durch den Aufsichtsrat der Gesellschaft. Besonderer Dank verbindet uns mit
  • Diamond Systems
  • Ernst Druck u. Services
  • Kunstguss Eschenburg, Lahn-Dill GmbH
  • Martha's Finest
  • PMG Presse Maschinen Gesellschaft mbH
  • StattKrankenhaus, ambulante Pflege in Frankfurt-Bornheim.

Meine sehr verehrten Damen und Herren, Wettbewerb gut und schön, werden Sie sagen. Aber wie lässt sich im Bereich der bildenden Kunst überhaupt ein Preisträger / eine Preisträgerin ermitteln? Die Beantwortung dieser Frage möchte ich einem Freund und Experten, Herrn Dr. Zietz von der Frankfurter Malakademie, überlassen, der uns mit Regeln und Auswahlkriterien für den Rudi-Seitz-Kunstpreis unter die Arme gegriffen hat.

Martin Friedrich