Eva Köstner                                                                                                www.evakoestner.de



Utopien lassen sich Zeit. Ganz im Gegensatz zu ihrem visionären Ruf sind sie zu fest mit der Gegenwart vertäut, zu tief an ihre Struktur gebunden, als das sie sich drängen lassen würden.
(Jacques Derrida)



Eva Köstner gestaltet mit Video, Objekten, Zeichnungen und Installation. Die unterschiedlichen Gestaltungsmedien, die sie sich zu eigen gemacht hat beschreiben keine isolierten, in sich abgegrenzten Welten, sondern greifen ineinander ein und über, schließen sich zu einer ungebrochenen, homogenen Ganzheit zusammen.

Die Aura ihrer Filme findet sich in vielen Objekten verdichtet, ihre Zeichnungen erwecken jene im Kontext komplexere Bilder zum Leben. Alle Arbeiten fügen sich zu einem dichten Kosmos zusammen, den wir als uns bekannt und unbekannt zugleich erleben.

Immer wieder sind es hier Ambivalenzen, scheinbare Gegensätze, die eine Spannung erzeugen, der man sich nicht entziehen kann, die auf den Betrachter übergreift, welcher sich im Vertrauten wie im Fremden wiederfindet.

In der Ästhetik der gestalteten Formen wie in den Geschichten, die sie uns erzählen, gehen formal wie inhaltlich Gewicht mit filigraner Leichtigkeit, bedrohliche Schärfe mit anziehender Anmut, energische Kraft mit entwaffnender Sanftmut, konstruierte Technik mit wuchernder Natur, rigide Struktur mit unkontrollierbarem Wachstum, entlarvende Sichten auf sinnentleerte Rituale mit eindringlichen Beschreibungen unserer ganz alltäglichen Handlungen eine Symbiose ein.

Es ist eine Symbiose, die in der Verunsicherung Hoffnung auf Sicherheit in sich trägt. Eine Sicherheit, die nicht in starren Gesetzen, Regeln, Gewohnheiten, politischen oder moralischen Forderungen gründet, sondern im Wesen des Menschen selbst, in dem ihm eigenen Potenzial einer sinnlichen Betrachtung und spielerischen Hinterfragung alles Bestehenden, seiner Sehnsucht nach Lebensgemeinschaft, ihre Wurzeln hat.

Eva Köstner nimmt unsere Lebenswelt, unser Rollenverhalten, die architektonischen Körper und modischen Hüllen, die wir, oft genug mehr als beklemmende und einengende, denn als schützende Behausungen um uns errichtet haben dabei nicht von der Warte einer fertigen Lösung aus ins Visier.

Sie schafft Utopien mit dem Blick auf das Gegenwärtige, keine Visionen, die auf ein bereits festgelegtes Ziel in der Zukunft hin gerichtet sind. Sie erhebt nicht 'den Zeigefinger' vom Hochsitz des Künstlers aus, sondern genießt, nicht ohne humorvolles Zwinkern, beim Entwurf und der Gestaltung der Szenen sichtlich selbst das spielerische Ausloten der unendlichen Palette an Möglichkeiten, welche die Freiheit uns bietet.

Vielleicht ist es dieses - bei aller Souveränität in der Ausübung ihres gestalterischen Handwerks - authentische 'innere' Beteiligtsein der Künstlerin, das uns dazu verführt, ihr nicht nur als Betrachter, sondern als Gefährten auf ihren utopischen Wegen zu folgen.

Was wäre wenn ....

von Caterina Maderna